man denkt sich immer, eine affäre ist unverbindlich, keine gefühle, keine verpflichtungen, keine rechenschaft. und trotzdem ist es eine form der bindung. eine, die man sehr leicht lösen kann natürlich.

nichtsdestotrotz finde ich, dass man auch bei einer affäre im sinne der fairness die eine oder andere verpflichtung hat. und wenn es nur die ist, dem anderen zu sagen, dass man kein interesse mehr hat und dass er einen in ruhe lassen soll.

meine meinung. aber ich bin bei diesen sachen wohl auch irgendwie komisch.

irgendwie blöd, wenn sachen, die gut sein hätten können, zu ende gehen bevor sie eine chance hatten.

was ich damit mache? abhaken. lernen für die zukunft. weniger vertrauen.

das internet ist ein hund. hätte ich nach mittlerweile jahrzehntelanger erfahrung mit diesem medium eigentlich auch wissen können.

wobei es nicht unbedingt immer zwingend am medium liegt.

ich frage mich manchmal, ob es einen zusammenhang zwischen meiner emanzipation im "richtigen" leben und meiner unterwerfung beim bdsm gibt. also warum ich im alltag so wahnsinnig dahinter bin, dass eine frau als einem mann gleichwertig angesehen wird - während beim bdsm die rollenverteilung ganz klar anders ist. während es mich in der fantasie kickt, wenn sich der mann über die frau stellt und sie als etwas, über das er nach gutdünken verfügen kann, betrachtet.

oder zum thema zwang: im alltag hasse ich zwang. man kann mich bitten, man kann mich überzeugen, man kann mich meinetwegen auch überreden - aber sobald ich merke, dass ein druck dahinter ist, geschweige denn, dass mich jemand mit etwas erpressen will, mache ich sofort dicht. dann geht aus prinzip schon mal gar nichts mehr. und beim bdsm will ich gerade gezwungen werden? wo ist da die logik?

irgendwie ist es seltsam. also dass diese eigenschaften da wie dort jeweils im anderen extrem vorhanden sind.

irgendwie pack ichs nicht ganz, dass es tatsächlich dominante männer gibt, die mir allen ernstes sagen, dass es nur wichtig ist, ob sie mich als ihre sklavin - oder wie auch immer man es nennen will - akzeptieren und völlig wurscht, ob sie mir gefallen oder nicht. dass mir jemand im wortlaut sagt, dass ich zu einem "vorstellungsgespräch" zu ihm kommen kann, bei dem er die modalitäten vorgibt und ich nichts zu reden habe.

ok, abenteuerlust und neugierde, wie so jemand wohl drauf ist, in allen ehren - aber bitte: welche frau ist so blöd, sich mit einem völlig fremden, der nicht mal in irgendeiner form auf sie eingeht und normal mit ihr redet, in seiner wohnung oder in seinem büro zu treffen?

ich hab echt schon das eine oder andere gemacht, was sicher nicht jede frau machen würde... aber völlig plemmplemm bin ich deswegen dann auch wieder nicht.

es ist ein wahnsinnig schmaler grat zwischen mich provozieren bzw. mich anturnen und dem, dass ich mir denke "was will der idiot eigentlich von mir".

ein ganz extrem schmaler.

ich finde die unterschiede immer wieder faszinierend. die unterschiede zwischen den männern in der kommunikation mit mir.

während man mit dem einen auf augenhöhe redet, geht ein anderer nach der fünften mail zu abfälliger ausdrucksweise und kommandoton über. und ja, ich bin mir noch nicht sicher, ob ich mir das gefallen lasse... ich glaube, eher nicht. insbesondere dann nicht, wenn nicht einmal das wann und wo und ob man sich überhaupt gefällt und leiden kann geklärt ist.

ich frage mich dann immer, wie andere frauen reagieren. ob die das geil finden und mitmachen oder ob die vielleicht doch auch mal zwei sätze auf augenhöhe reden möchten. wäre ja möglich.

ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals - bis auf eine ausnahme - ein safeword hatte. witzigerweise war das gerade in meiner langjährigen beziehung, in der wir gemeinsam mit bdsm begonnen haben.

mit männern, die ich übers internet kennengelernt - oder: teilweise eher kaum kennengelernt - habe, hatte ich nie eines.

strange. aber offenbar war es auch nie nötig.

warum nicht mit zwei männern spielen? oder mit drei? oder vier?

ich bin mittlerweile an dem punkt, wo es mir egal ist. oder darüber hinaus.

Some people get by with a little understanding
Some people get by with a whole lot more
I don't know, why you gotta be so undemanding
I want more

And I need all the love I can get
And I need all the love that I can't get to
And I need all the love I can get
And I need all the love that I can't get to

There are parts of me that don't get nervous
Not the parts that shake
You won't get what you deserve
You are what you take

The Sisters of Mercy | More


ersetze love durch sex and you got it.

You are what you take.

es ist erschreckend, wie schnell manche sätze vom gehirn direkt nach unten gelangen, wenn der andere weiß, welche knöpfe er drücken muss.

eigentlich weiß ich, wie sachen gemeint sind. eigentlich wars mir auch klar, wie es gemeint war. einerseits.

andererseits frage ich mich, wenn ich dieselbe aussage immer wieder höre, irgendwann vielleicht doch, ob nicht ein körnchen - oder mehr - wahrheit drinnen steckt. und irgendwann fühlt man sich von sachen, die an sich nicht ins gewicht fallen sollten, vielleicht doch einmal verletzt, vor allem, wenn noch der eine oder andere nebenschauplatz dazu kommt.

es ist eine gradwanderung.